Die digitale Bassena
Soziale Medien als Instrument der Nachbarschaftsbildung

Die Bedeutung der virtuellen Vernetzung spiegelt sich zunehmend in den nachbarschaftlichen Beziehungen der Menschen wider. Neben öffentlichen und privaten Räumen, bietet das Internet einen neuen Sozialraum, in welchem sich die unterschiedlichsten Menschen vernetzen und austauschen können. Die virtuelle Welt wird nicht nur zu Informationszwecken genutzt, sondern ermöglicht Personen auch, sich bei unterschiedlichen Plattformen aktiv einzubringen und Beiträge mitzugestalten. Dadurch kommt es zunehmend zu einer Verschmelzung der realen und virtuellen Welt (Theiner, 2019).

Durch nachbarschaftliche Beziehungen werden das soziale Umfeld und auch die persönliche Identität zum eigenen Wohnumfeld gestärkt. Wie Theiner (2019) betont, ist der Begriff der Nachbarschaft jedoch nicht allgemein fassbar und erstreckt sich, je nach Forschungsschwerpunkt, von sozialen Gruppen, über Wohn- und Siedlungsnähe bis hin zu sozialen Beziehungen. Die individuelle Sichtweise kann dabei aufgebrochen und durch den nachbarschaftlichen Austausch erweitert werden. Da sich unterschiedliche Nachbarschaften über die soziale Interaktion und Nähe definieren, stellt die Nachbarschaftshilfe ein wesentliches Element dar, um das Wohnen in Gemeinschaften zu fördern und Menschen vor sozialer Exklusion in einer großen Stadt wie Wien nachhaltig zu bewahren. Um dieser in urbanen Räumen wahrgenommen Anonymität entgegen zu wirken, verfolgen unterschiedlichste Online-Nachbarschaftsplattformen daher das Ziel, Menschen in der Nachbarschaft digital zu vernetzen und vor Ort „zusammenzubringen“.

Die Bandbreite dieser digitalen Kommunikationsmedien reicht dabei über kleinräumig organisierte Facebook-Seiten und -Gruppen bis hin zu professionellen Plattformen mit wienweiter Reichweite.

Um das Spektrum virtueller Nachbarschaftsplattformen und ihren Einfluss auf das reale Miteinander von Menschen, die in Wien leben, genauer zu erfassen, hat sich die vorliegende Studie die Aufgabe gestellt, folgende Kernfragen genauer zu betrachten:
  • Welche digitalen Nachbarschaftsplattformen gibt es in Wien und welche Personengruppen und Themen werden durch diese angesprochen?
  • Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Digitalisierung und realen Nachbarschaftswelten?
  • Welche Interaktionspotentiale sind zwischen (digitalen) Nachbarschaften und dem städtischen Wohnbau vorhanden?
  • Was bedeutet das für die Vernetzungsansätze in Neubaugebieten? Was bedeutet das für das Management bestehender Grätzl?
  • Welchen Einfluss haben Neubaugebiete auf den bereits vorhandenen Wohnbestand? Welchen Beitrag leisten neue Nachbarschaften zum Wohnumfeld?

Durch die Bearbeitung der Themenbereiche „Wohnen im digitalen Zeitalter“ und „Einfluss von Nachbarschaften auf das Wohnumfeld“ knüpft die Studie an den letztjährigen Wohnbauforschungstag an und spannt einen Bogen zum Wiener Wohnbauforschungstag 2019.
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