Programme zu Wohnen und sozialem Zusammenhalt in Wien im Vergleich mit anderen europäischen Städten

Die Stadt Wien sieht sich explizit in dem europäischen Kontext des 'Lernens Voneinander',
und möchte ihn pro-aktiv nutzen, um Ihre Politik, im hier behandelten Fall die Wohnpolitik, im Vergleich zu überprüfen.

Die Erwartung in diese Projekt war, aus einer Gegenüberstellung der Strategien und Entwicklungsprogramme Wiens zu Wohnpolitik mit denen von bis zu fünfzehn europäischen
Städten Hinweise und Anregungen zu erhalten, wie die in zahlreichen Rankings und Studien
dokumentierte hervorragende Position Wiens zielgerichtet gesichert werden kann - mit gleichzeitig großer Offenheit für zukunftsorientierte Innovationen. Der Schwerpunkt liegt auf der Anregung, auf dem Hinweis auf bisher vielleicht zu wenig beachtete Fragestellungen und viel versprechende Antworten. Darauf, sich inspirieren zu lassen, aber auch zu sehen, wo Wien Avantgarde sein kann.

Die diesem Bericht zugrunde liegende Recherche soll einen kleinen Baustein dazu liefern, und auch vereinfachten strukturierten Zugang zu Informationen bieten, mit denen weiter  gearbeitet werden kann.

War es sinnvoll? - Querschau zu Recherche und erreichbaren Ergebnissen

Die Antwort kann vorweg genommen werden: ja, es war sinnvoll. Die 'großen inhaltlichen
Überraschungen' wurden jedoch nicht gefunden. Auch dies ist ein erstes Ergebnis.

Der gewählte Fokus auf das Thema 'Wohnen' im Kontext von 'Sozialem Zusammenhalt' und
weiterer Aspekte von Lebensqualität war bei Sichtung der Städte ergiebig, es konnten durch das Team rund 750 Verweise aufgenommen werden, davon zwei Drittel zu Methoden oder Maßnahmen, und ein Drittel zu diese auf die eine oder andere Art erläuternden Beispielen.

Verständlicherweise ist diese Zahl nur ein sehr allgemeiner Hinweis auf relevante Information,
Ergebnis eines längeren Prozesses des Ausgleichs von Ausweitung und Reduktion, sie zeigt jedoch auf jeden Fall, dass in sehr vielen Städten eine umfangreiche Befassung mit Wohnpolitik stattfindet.

Keinesfalls können die Recherche-Ergebnisse jedoch als Information über den realen Umfang
und die wahre Qualität der jeweiligen Wohnbaupolitik der verschiedenen Städte hergenommen
werden. Schon aufgrund des sehr unterschiedlichen Informationszugangs bleibt sie stichprobenartig. Interpretation des Material sei vor allem der Leserin/dem Leser überlassen. Im Projekt festgeschrieben war die Rolle des Sammelns und Ordnens, aber es sollen hier doch etwas Analysen geboten und Vorschläge unterbreitet werden:

Das Aufgefundene blieb im Rahmen des Erwartbaren. Die eine oder andere Stadt wagt sich offenbar da oder dort ein wenig mehr nach vorne, das kann Wien Anregung bringen. Allerdings
ist dies noch nicht so sehr auf der Ebene der Programme, Ziele und Subziele zu finden, sondern am ehesten bei den Maßnahmen und Methoden – demnach eher in den kleineren Ansätzen.

Zur 'Verortung' Wiens
Zu den thematischen Schwerpunkten in Wohnungs- bzw. Stadtentwicklungsprogramme wurde
eine Art Mainstream identifiziert, dem die Städte nolens volens folgen, man bleibt am 'Status Quo''. Für Visionen ist wenig Platz. Halten des Erreichten und Rückkehr zu 'Leistbarkeit' stehen vorne.

Betroffen von sehr ähnlichen Herausforderungen, fächern sich die programmatischen Antworten der Städte, mit großer Übereinstimmung bis in Details, in mehrere Gruppen von Zielen auf, ausgehend vom Generalthema, der Befriedigung des Wohnbedarfs, vor allem unter der Prämisse der Leistbarkeit, über Programmen zu Stadterneuerung, zu Wohnen für Zielgruppen, zu Ökologie und zur Wohnumgebung.

Auch innerhalb dieser Gruppen zeichnen sich Schwerpunkte ab, die die meisten Städte
gemein haben. In starker Vereinfachung: Gestaltung umfassender Programme um das Stadtwachstum zu steuern und Konversionsprojekte dominieren die Nachfragedeckung. Schließen von Bündnissen und Anwenden von Bündel von Instrumenten sollen zu mehr Leistbarkeit im Wohnen führen. Ältere sind offenbar die meist beachtete Zielgruppe, auf die speziell eingegangen wird. Stadterneuerung, ein Mainstream seit langem, wird noch vielgestaltiger und offener. Ökologie im Bauen konzentriert sich auf zumeist Energieeffizienz, und Wohnumfeld gewinnt weiter an Bedeutung.

Einige dominante Querschnittsthemen lassen sich identifizieren, wie Beteiligung, umfassende
Kooperation und horizontal orientierte Herangehensweise.

Wie kann sich Wien in diesem Kontext positioniert sehen?

Das Wiener Handeln ist sehr gut in diesem identifizierten Fokus verankert. Es scheint, um es umgangssprachlich zu formulieren, 'Wien verschläft keinen Trend'. Es ist sogar erkennbar, dass Wien ein sehr breit aufgestelltes Programm hat, wie wenige. Es ist in so gut wie allen Bereichen präsent.

Zu Lernen und Inspiration
Wie kann Wien aber weiter lernen aus dem, was andere tun, und sich inspirieren lassen?
Manche identifizierte Querschnittsthemen sind in einigen Städten schon stärker ausgeprägt als in anderen – wie Monitoring und Evaluation. Hier scheint auch in Wien weiterhin einige Entwicklungsmöglichkeit, und mehr Erfolgskontrolle in der vielfältigen alltäglichen Umsetzung andenkbar.

Dasselbe gilt für Prävention. Hier ist Wien in einigen Bereichen international anerkannt Vorreiter. Im Feld der möglichst frühen Gegensteuerung, ehe es zu schwierig zu beherrschenden Situationen im Wohnen kommt, ist jedoch sicher noch Einiges bei anderen Städten an Anregung zu finden. Der Bericht geht etwas darauf ein.

Integrierte Nachhaltigkeit (sozial, ökonomisch und ökologisch) soll als Maßstab dienen
und kann das Wohnen noch breiter durchdringen.

Was gäbe es noch im Detail zu entdecken?
Die weitere Hauptleistung des Projekts, die umfangreiche Sammlung von Methoden, Maßnahmen und 'guten' Beispielen zu diesen Zielen ist zu vielfältig, um nur einige Stehsätze daraus zu destillieren. Gegenüber dem vorwiegenden Gleichklang der Ziele und Subziele tut sich bei den Maßnahmen und Methoden der Städte jedenfalls ein breiter Fächer auf.

Der gewählte Ansatz war, die große Masse der an die 750 Informationen über die Ziele- Gliederung hinaus weiter zu strukturieren und zu bündeln, um einen gezielten Zugang zu ermöglichen. Was dabei auch getan werden konnte, war, über die Hunderte von Vermerken noch mit einem Filter zu gehen. 'Bemerkenswertes' unterschiedlichster Art, Neugierde Weckendes und möglicher Weise Neuartiges wurde ausgewählt. Diese schlussendlich an die hundert 'Teaser' sollen Anregung zur weiteren Vertiefung bieten.

Angebot ist, diese Analyse mit den 'Teasern' und den umfangreichen 'Zettelkasten' (Teiltabellen
und Quellen) als Fundus für Lernen und Inspiration zu verwenden. Je nach Interessenslage ist der Leserin / dem Leser empfohlen, sich dort, wo ein breiterer Trend oder ein einzelner Verweis Interesse erweckt, via die Quellenangaben weiter zu informieren.

Die Beispiele in den Tabellen geben zum Teil die Möglichkeit, sich anhand der Umsetzung
von Maßnahmen ein Urteil zu bilden. Nicht zu vergessen jedoch, dass Programme, und nicht
Umsetzung und deren Erfolge, Inhalt des Projekts bildeten. Letztere zu messen, wäre ein weiteres Projekt.

Der Bericht geht in den Kapiteln A, B.1 und B.2 auf die Themen und Ziele ein, Kapitel B.3
enthält die Analyse zu Methoden, Maßnahmen und Beispielen, sowie die nach Themen  geordnetenRaster mit den Informationen. Die ergänzende Quellenliste steht im Anhang.
Das Schlusskapitel (B.4) fasst in einem Exkurs zu großen und kleinen Ansätzen die Vorschläge für Wien zusammen.

Zu Wien als Avantgarde und Motor
So wie es der Stadt Wien Mut machen kann zu sehen, was in anderen Städten durchsetzbar
ist, kann auch umgekehrt das Wiener Beispiel anderen dienen. Wien verortet sich, wie man sieht, gut unter den Städten. Und in mancher Hinsicht geht die Stadt auch mal weit nach vorne, oder geht Themen an, wo andere Städte derzeit nicht sind.

Nur ein Stichwort unter mehreren ist Ökologie im Wohnbau - Passivhaus, Niedrigenergie, neue Kooperationsformen zur Ankurbelung des Wohnungsneubaus und zur Qualitätssteigerung
wurden getestet. Ein Modell passt nicht für Alles, hier kann weiter gedacht werden, aber es kann auch anderen Städten dienen. Zu 'Gender-gerechtem Planen und Umsetzen im Wohnen' zeigte sich in Wien mehr als bei Anderen, ein neuer Schub da wie dort wäre interessant. Auch über 'Flexibilität' von Wohnungen und Wohngebäuden wird in Wien offenbar weiter nachgedacht. 'Gruppenwohnen' im Wiener geförderten Wohnbau als Weiterentwicklung des Prinzips der Baugemeinschaften ist auch ein innovativer Ansatz.

Selbst wenn keine konkrete weitere Anregung aus diesem Tour d'Horizon aufgenommen wird, so ist die Hoffnung, dass es doch zumindest Eines stärken kann: die Lust auf Neues, darauf, weiter zu gehen. Ein finaler Aufruf: Go beyond borders!
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