POSEIDON - Partnership On Socio-Economic and Integrated Development Of Deprived Neighbourhoods

Das INTERREG IIIC Projekt POSEIDON ist der Name der europäischen Partnerschaft für soziale und wirtschaftliche Entwicklung städtischer Problemzonen. Neben der Stadt Wien, Magistratsabteilung 50, als Lead Partner und dem Wissenschaftszentrum Wien als Koordinator der Partnerschaft, waren Stadtregionen in Amsterdam, Stockholm, Genua, North Kent und London beteiligt. Das Projekt begann im Jänner 2004 und lief bis März 2007, das Gesamtbudget betrug 2,2 Millionen Euro.

Das Buch "POSEIDON - Eine europäische Reise" (Picus Verlag, Wolfgang Förster, Susanne Peutl) wird am 22. Jänner 2008 um 17.00 Uhr von Michael Ludwig, Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung, in der Galerie "Denkraum", Bacherplatz 11/2, 1050 Wien, präsentiert.

POSEIDON als Katalysator für Stadterneuerungsprozesse

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Konzentration von sozialen Problemen in bestimmten städtischen Zonen sind Revitalisierungsmaßnahmen seit Beginn der 1990er Jahren europaweit zu einer besonderen Herausforderung für die Stadtentwicklung geworden. Viele größere Städte in Europa sehen sich zunehmend mit Armut, Kriminalität und sozialer Benachteiligung konfrontiert und verzeichnen einen deutlichen Rückgang der sozialen Funktionen von städtischen Nachbarschaften oder sogenannten "Grätzln".

Das übergeordnete Ziel von POSEIDON bestand darin, einen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt in benachteiligten Stadtteilen in den Partnergebieten zu liefern und das Image dieser Viertel zu verbessern. Die Beschäftigung mit Themen der Integration von Randgruppen in der Gesellschaft und die Frage, wie Städte mit den Auswirkungen der Globalisierung und dem damit einhergehenden Verlust an Solidarität in der Gesellschaft zurechtkommen, bleiben weiterhin selbst nach dem Ende des Projekts hochaktuell.

Die Städtepartnerschaft POSEIDON tauschte drei Jahre lang systematisch Erfahrungen über Stadtteilmanagementprojekte aus. Die europäische Zusammenarbeit konzentrierte sich dabei auf drei inhaltliche Schwerpunkte: Es ging um die Gestaltung von wirkungsvollen politischen und strategischen Instrumenten sowie um Methoden der effektiven Einbindung und wirkungsvollen Partizipation von verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Neue Strategien galt es anhand von Pilotprojekten in den Partnerstädten zu entwickeln und zu erproben. So konnten Ideen, Ansätze und Instrumentarien getestet und in den internationalen Lernprozess einbezogen werden.

Davon profitierten sowohl die beteiligten Städte als auch die Zielgruppen des POSEIDON Arbeitsprozesses, d.h. Bewohner, lokale Politiker, Vertreter der Verwaltung und Praktiker aus dem Bereich der Stadtteilentwicklung und -erneuerung.

Projektmeilensteine und Ergebnisse

Anhand dieser zentralen Fragestellungen wurden zwischen Juni 2004 und Dezember 2006 im Rahmen zahlreicher Workshops bestehende unterschiedliche Ansätze der Partnerstädte analysiert und verglichen. Die internationale Zusammenarbeit fand einerseits in Arbeitsgruppen zum Austausch - Exchange of Experience - und zum Kennenlernen der konkreten Situationen in den Partnerstädten statt. Zum anderen wurden die Probleme durch Fallstudien und Exkursionen vor Ort - Study Field Visits und Assessment Missions - zu den Zielgebieten hautnah vermittelt. Der Kreis der Workshopteilnehmer umfasste Stadtentwicklungsexperten aller Ebenen, an der Basis arbeitende Stadtteilmanager, Planer, Gemeinwesenarbeiter und Wissenschafter. Parallel dazu verlief der Personalaustausch - Staff Exchange - von Experten, die als Volontäre praktische Erfahrungen vor Ort machen und die laufende Umsetzung der lokalen POSEIDON Initiativen unterstützen konnten.

Obwohl Stadtteilmanagement eindeutig von einem regionalen und lokalen Ansatz ausgeht, lag das Besondere des POSEIDON Prozesses darin, dass dieser in einem europäischen, globalen Kontext eingeordnet war. Bei aller Individualität gab es viele Gemeinsamkeiten, zum Beispiel die Erkenntnis, dass Jeder - Gemeinderat, Mitarbeiter der Verwaltung oder Bürger - zur Verbesserung seines Viertels beitragen kann, wenn geeignete Strukturen für Mitbestimmung geschaffen werden.

Handfeste Resultate des dreijährigen POSEIDON Prozesses sind die lokalen Pilotprojekte in den sechs Partnerstädten, ein Glossar der gängigen Begriffe zum Thema Stadtteilmanagement - On tokenism, NIMBYism and bridgers & bonders - und vor allem der POSEIDON Neighbourhood Management Guide mit konkreten Empfehlungen zu den Themen des Stadtteilmanagement. Die Ergebnisse wurden bei einer internationalen Abschlusskonferenz im Europäischen Parlament in Brüssel im November 2006 öffentlich präsentiert.

Gemeinsamkeiten im interregionalen Lernprozess erkennen

Die Pilotprojekte der POSEIDON Städtepartnerschaft wurden vor regional sehr unterschiedlichem politischem und administrativem Hintergrund durchgeführt. Dennoch waren auch viele Übereinstimmungen im Zugang zur Stadtteilerneuerung zu erkennen, die Aufgabenbereiche in der Planung und in der Gemeinwesenarbeit greifen überall zunehmend ineinander. Die Mitbestimmung der Bewohner in lokalen Projekten wurde als wesentliche Voraussetzung für Planungsprozesse und deren erfolgreiche Umsetzung erkannt. Allgemein gültige Rezepte gab es allerdings keine: Die oft zitierte Übertragbarkeit in europäischen Projekten bezog sich mehr auf Arbeitsmethoden und strukturelle Verbesserungen. Was in einem Stadtteil erfolgreich Identität und Verbesserungen schaffen konnte, stieß in einem anderen Kontext auf Widerstand; maßgeschneiderte Konzepte waren gefragt. Erfolgreich schien die Kombination aus Anreizen und Impulsen durch die Verwaltung zu sein, die die Entstehung lokaler Partnerschaften und ressortübergreifendes Handeln unterstützte. Die zahlreichen Pilotprojekte spiegelten das breite Spektrum der Aktivitäten im Stadtteilmanagement wider.

Belebung einer Geschäftsstraße durch "WOLKE 7" in Wien

Das Pilotprojekt hatte die langfristige und nachhaltige Aufwertung einer vernachlässigten Geschäftsstraße zum Ziel. Durch kulturelle und künstlerische Interventionen, Einbeziehung der Bewohner und Geschäftsleute gab WOLKE 7 Impulse zur Wiederbelebung der innerstädtischen Wohn- und Geschäftsstraße, der Kaiserstraße, im 7. Wiener Gemeindebezirk.

Präventives Konfliktmanagement mit "ANKER 10" in Wien

Dieses Pilotprojekt hatte die Verbesserung der nachbarschaftlichen Beziehungen und der Kommunikation in den Gemeindebauten des Stadtteils "Ankerbrotgründe" im 10. Wiener Gemeindebezirk zum Ziel. ANKER 10 setzte am vorhandenen Potential der im Stadtteil lebenden Menschen an. Das Projekt unterstützt bestehende und neue Aktivitäten, Netzwerke und vor allem das Engagement der Bewohner.

Freizeitcurriculum in der "School't Koggeschip" in Amsterdam

Die neue School't Koggeschip übernimmt neben ihrer klassischen Funktion auch die Rolle eines sozialen Brennpunktes als die "Community School" im Stadtteil Geuzenveld-Slotermeer. Im Rahmen von POSEIDON wurde ein jeweils einjähriges Curriculum an speziellen außerschulischen Aktivitäten erarbeitet. Die dafür eingerichtete Plattform und der lokale Beirat aus Bewohnern, Schule, Bezirkspolitikern und Professionisten hat erfolgreich ein attraktives Angebot mit hoher Akzeptanz der Benutzer umgesetzt.

Aktionsplan für die Gemeinde Twydall in North Kent

Der POSEIDON Aktionsplan von Twydall wurde mit Unterstützung von Gemeinwesenarbeitern, den sogenannten "Community Developers", gemeinsam mit den Bewohnern jeder Altersgruppe erarbeitet. Als Resultat der moderierten "Zukunftsworkshops" und auf Basis der erarbeiteten Prioritäten und Bedürfnisse wurden einfache infrastrukturelle Verbesserungen und Freizeitangebote in die Praxis umgesetzt.

Das Tal beleben - Masterplan Valle Scrivia bei Genua

Die Provinz Genua beabsichtigte die optimale Vernetzung der parallel laufenden Regionalprogramme und der verstreuten lokalen und individuellen Einzelinitiativen. Im Rahmen von POSEIDON wurde ein intensiver Dialog mit den Bewohnern und den engagierten Lokalpolitikern der sechs Hauptgemeinden über Einzelprojekte geführt, die man durch bestmögliche und strategische Koordination im Masterplan zu kulturellen und infrastrukturellen Maßnahmen bündelte. Die Imageaufwertung des zersiedelten Tals war dabei ein wesentliches Ziel.

Empowerment, Jugendarbeit und höhere Qualifikation in Stockholm

In Stockholms Satellitenbezirken mit hohem Migrantenanteil, Rinkeby und Skärholmen, unterstützte POSEIDON den Aufbau eines Jugendrats und die Organisation von Freizeitinstitutionen für Kinder und Jugendliche. Beide Einrichtungen förderten die Prozesse, die zu Eigenverantwortung und Mitbestimmung geführt hatten. Die Heranwachsenden wurden partnerschaftlich bei der Definition von Zielen und den Maßnahmen miteinbezogen. Das dritte Projekt befasste sich mit effektiven Methoden und deren kontinuierlichen Evaluierung bei der Unterstützung von Arbeitssuchenden im "Jobbzentrum" in Skärholmen.

Masterplan für Nachbarschaftsmanagement und Jugendforum in
London-Haringey

Im Bezirk White Hart Lane wurde durch POSEIDON eine lokale Steuerungsgruppe mit Teilnehmern aus politischen und administrativen Schlüsselpositionen und den Bewohnern eingesetzt. Der Masterplan für das Zielgebiet erfasste die Methoden und Aktivitäten zur besseren Einbindung von Bewohnern, die sukzessive umgesetzt wurden. Im Jugendforum, dem anderen POSEIDON Projekt, wurden vor allem die MigrantInnen bei der Entwicklung eigener Projekte und durch Schüleraustausch auf ihre aktive demokratische Teilnahme vorbereitet.
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