Nachbarschaft im Wandel

Die Untersuchung thematisiert das Zusammenleben in Wohngebieten, die seit Anfang der 2000er Jahre in Wien entstanden sind. Exemplarisch wird Monte Laa untersucht, ein Stadtteil mit seit einigen Jahren besiedelten, geförderten Wohnbauten aus verschiedenen Generationen, dessen Wachstum noch nicht abgeschlossen ist.

Mit diesem Fokus geht die Studie folgenden Fragen nach:
  • Wie hat sich das nachbarschaftliche Zusammenleben im Stadtteil bislang entwickelt und welche Faktoren haben es beeinflusst? 
  • In welchem Zusammenhang steht die Entwicklung mit erprobten Planungsmaßnahmen auf Stadtteilebene?
  • Wie hat sich die BewohnerInnenfluktuation auf das Zusammenleben ausgewirkt?
  • Welche Schlüsse können daraus für die Planung von Wohnquartieren gezogen werden?

Methodisch stützt sich die Forschung auf die Gegenüberstellung von zwei Interviewserien mit BewohnerInnen. Zum selben Quartier wurde schon 2011 ein Forschungsprojekt im Rahmen der Wohnbauforschung durchgeführt (Karasz, Sirbegovic und Dika 2011). Damals bildeten wohnbiographische Interviews mit BewohnerInnen die zentrale Erhebungsmethode. Im Sinne der Gegenüberstellung wurde dieselbe Methode auch in dieser Untersuchung angewandt. Zum Großteil wurden zwei Mal dieselben Personen interviewt. Ergänzend wurden 2018 StakeholderInnen­Interviews und teilnehmende Beobachtungen durchgeführt.

Im Bericht werden daher nicht nur die Daten aus den Interviews von 2018 abgebildet. Sie werden auch jenen aus dem Jahr 2011 gegenübergestellt. Die Besonderheit des Projektes liegt gerade in der Wiederholung der biographischen Interviews mit BewohnerInnen. So ergibt sich eine zeitliche und qualitative Tiefe, die in der Forschung zum Zusammenleben in Wohnquartieren äußerst selten ist. Zugleich rückt aufgrund der ungewöhnlich großen Zeitspanne, die zeitliche Dimension des Zusammenlebens in den Vordergrund. Die grafische Darstellung der Veränderungen seit 2011 stellt einen Kernaspekt der Arbeit dar.

In einem ersten Analyseschritt werden eingesetzte Planungsmaßnahmen, bauplatzübergreifenden, nachbarschaftlichen Aktivitäten in Monte Laa und Internetaktivitäten gegenüber gestellt. Von dieser Gegenüberstellung ausgehend, werden einzelne Gesichtspunkte in Bezug auf die Forschungsfragen diskutiert. Die Arbeit beschreibt die Entwicklung des Stadtteils dabei als Zusammenspiel von auf quartiersebene planbaren und auf dieser Ebene nicht planbaren Aspekten.

Als entscheidende Elemente werden die BewohnerInnenfluktuation im Stadtteil, verschiedene Formen der temporären Mobilität von BewohnerInnen, die Rolle digitaler Medien, die Verschiebung von Grenzziehungen zwischen BewohnerInnen im Zuge der öffentlichen Debatten zu Migrationsthemen, der dynamische Wandel des urbanen Umfelds, sowie dessen Erfahrung durch die BewohnerInnen diskutiert.

Der Bericht geht darauf ein, wie sich diese Entwicklungen in Monte Laa mit einer Vielzahl von Planungsmaßnahmen verschränken, die von institutionellen, gemeinnützigen oder gewinnorientierten AkteurInnen gesetzt wurden. Viele dieser Planungsmaßnahmen wirkten überaus unterstützend auf das Zusammenleben im Stadtteil. Stellenweise konnte gegenteiligen Tendenzen, die nicht auf Stadtteilebene planbar sind, effektiv entgegengewirkt werden. Schließlich formuliert der Bericht aus den Erfahrungen in Monte Laa mehrere Herausforderungen und Schlüsselfragen für zukünftige Planungsprozesse im geförderten Wohnbau.
Fakten
  • Projektträger
    Universität Wien
    Institut für Kultur- und Sozialanthropologie
  • Autor
    Daniele Karasz
  • Laufzeit
    2018
  • Downloads
  • Studie 12.24 MB