Die kurze Nacht der Stadterneuerung

Das Projekt „Kurze Nacht der Stadterneuerung III“ diente der langfristigen Etablierung einer Veranstaltungsreihe zu aktuellen Standortbestimmungen, der Förderung fachspezifischer Diskurse und der Entwicklung von Zukunftsperspektiven zum Themenkomplex der Stadterneuerung in Wien. Im Sommer 2004 wurde anlässlich des 30-jährigen Bestandsjubiläums der Institutionen, die in Wien für die „sanfte Stadterneuerung“ maßgeblich sind, unter dem Titel „Die kurze Nacht der Stadterneuerung“ am Institut für Städtebau an der TU Wien ein themenspezifisches Entwurfsprogramm organisiert. Im Sommer 2008 wurde „Die kurze Nacht der Stadterneuerung II“ wieder in Ottakring als EU-geförderter internationaler Workshop mit dem Titel „Urbanité mon amour“ veranstaltet.

Im Sommersemester 2011 wurde als Fortsetzung dieser Veranstaltungsreihe „Die kurze Nacht der Stadterneuerung III“organisiert. Im Rahmen dieses Events wurden wieder die Ergebnisse des gleichnamigen Entwerfens einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Thematisch wurden richtungsweisende Beiträge zu einem von der Stadt Wien intensivierten Diskurs über die Zukunft des gründerzeitlichen Stadtsystems präsentiert. In modellhaften und durchaus visionären Untersuchungen wurden im Zuge der Lehrveranstaltung Antworten auf aktuelle Fragen der Weiterentwicklung gründerzeitlicher Stadtstrukturen gesucht, konzeptionell konkretisiert und bewertet.

Die Bearbeitung erfolgte „vor Ort“ durch Aneignung der leerstehenden Räumlich-keiten des Gasthauses VORSTADT in Wien Ottakring. Dadurch konnten die Studierenden die Lebensbedingungen in einem gründerzeitlichen Stadtquartier hautnah kennenlernen und analysieren, sowie die Kontakte zur ansässigen Bevölkerung intensivieren. Der Arbeitsprozess wurde intensiv durch Experten-vorträge und fachspezifische Diskussionsveranstaltungen begleitet.

Durch Vermittlung der Gebietsbetreuung 16 konnte das leerstehende Gasthaus VORSTADT im 16. Bezirk, Ecke Herbststraße / Haberlgasse, im Rahmen eines Bittleihevertrages für das Projekt genutzt werden. Die Aneignung dieser Räumlichkeiten durch die Studierenden stellte nicht nur einen didaktisch wervollen Beitrag zum Entwurfsprogramm dar, sondern bot auch die Chance, diesen bemerkenswerten Standort temporär aufzuwerten.

Vom Hippviertel im 16. Bezirk wurden im Umgriff Lerchenfelder Gürtel / Gablenzgasse / Kirchstetterngasse / Thaliastraße zwei Baumassenmodelle im Maßstab 1:250 aus extrudiertem Polystyrol angefertigt. Diese Modelle wurden in den Arbeitsräumen der VORSTADT fix installiert und im Rahmen des Entwurfsprozesses modellhaft transformiert.

Um diesen Arbeitsprozess angemessen dokumentieren zu können wurden über den Modellen Zeitrafferkameras fix installiert. Alle an den Modellen simulierten und dokumentierten Transformationsprozesse beruhten auf folgenden Grundsätzen:

  • Es gibt keine blockweise Kahlschlagsanierung.
  • Alle typischen Transformationen sind einem ökologisch orientierten Stadtumbau zu verpflichten.
  • Das Parzellengefüge bleibt strukturell wirksam.
  • Sicherstellung von Nutzungsmischung (Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Kultur, öffentliche Einrichtungen etc.) und von sozialer Mischung.
  • Die Bebauungs- und Nutzungsdichten dürfen im Quartier nicht reduziert werden.
  • Es wird kein definierter Endzustand anvisiert – es geht um Prozessualität.

Ein wesentliches Arbeitsergebnis des Projektes ist der Film TRANSFORMATION, der aus diesem Material geschnitten ist und knapp über 30 Minuten lang ist. Dieser Film ist im Rahmen des Projektes entstanden, aber nicht primär als Dokumentarfilm zu verstehen. Er soll durch die Zusammenstellung von Expertenmeinungen (Interviews), illustrierenden Abbildungen und den Darstellungen der modellhaften Stadttransformationen ein programmatischer Beitrag zu einem urbanistischen Diskurs sein.
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