Freiraumsanierung in Wiener Gemeindebauten der 1920er - 80er Jahre. Praxisorientierte Analyse und Lösungsansätze anhand von Fallbeispielen

Ausgangsituation

Die Verbesserung der Qualität der Freiräume in bestehenden Gemeindebauten bedarf einer besonderen Aufmerksamkeit: Dieses Forschungsprojekt stellt die Sanierung von Freiflächen am Beispiel ausgewählter Wohnhausanlagen der Stadt Wien unter die fachliche, freiraumanalytische und handlungsorientierte Lupe.
Schwerpunkt ist die Weiterentwicklung der Freiräume in Gemeindebauten zur besseren Nutzbarkeit des Wohnumfeldes und zur Steigerung der Gebrauchsfähigkeit der Freiräume.

Der demographische Wandel, die unterschiedlichen Bedürfnisse an Freiraumnutzung und veränderte Freizeitkulturen rufen in der Freiraumgestaltung bestehender Wohnsiedlungen einen Handlungsbedarf hervor. Maßnahmen zur Um- und Neustrukturierung des Freiraums werden in diesem Projekt nach den neuesten Erkenntnissen der Freiraumforschung entwickelt. Der Sanierungsbedarf wird vor dem Hintergrund der Funktionen und Bedeutungen für verschiedene Lebensräume und Lebenszusammenhänge erhoben.

Zielsetzung

Ziele sind die Erhöhung des Wohnwertes, die Steigerung der Erlebnisqualität und der sozialökologischen Funktion der Freiräume als Beitrag zu mehr Lebensqualität im Wohnbau und die Freiraumnachfrage qualitativ und quantitativ nachhaltig abzudecken.

Die Forderungen nach strukturierten Angeboten von Freiräumen werden aufgrund der Bedürfnislage der Bevölkerung immer differenzierter. Durch Instandhaltung, durch neue Flächenstrukturierung und Freiraumzonierung, durch Verbesserung der Ausstattung verbunden mit ökologischen Gesichtspunkten soll die Freiflächenqualität nachhaltig gesichert werden.

10-Punkte-Programm

Forschungsziel ist aus den erhobenen Fakten Argumentationsgrundlagen für mehr Freiraumqualität im Wohnbau abzuleiten. Zusammengefasst in einem ‚10-Punkte-Programm zur nachhaltigen Entwicklung von Freiräumen im Wohnbau' werden Strategien wie Identifikation, soziale Sicherheit und Reduzierung von Vandalismus als Orientierungsgrundlage für die Sanierungen und die weitere Freiraumentwicklung im geförderten Wohnbau in Wien aufbereitet. Der Schwerpunkt liegt in der praktischen Umsetzbarkeit der Forschungsergebnisse, die für AnwenderInnen aufgeschlossen werden.

Auswahl der Fallbeispiele

Die Freiraumstrukturen der Zeitepochen von den 1920-30iger, den 1950-60iger und den 1970-80iger Jahren sind jeweils von der in dieser Zeit charakteristischen Bautypologie geprägt. Daher ist dieses Forschungsprojekt in der Analyse auf verschiedene Bautypologien ausgerichtet und in einer Freiraumtypologie systematisiert, die auf weitere Freiraumsituationen über das Forschungsprojekt hinaus generalisiert werden können.

Auf Basis der Erhebung von 55 Wohnanlagen wurde eine Festlegung von 5 repräsentativen Siedlungen in Abstimmung mit der Wiener Wohnbauforschung, Wiener Wohnen und dem Wohnfonds Wien getroffen, die einer vertiefenden Bearbeitung unterzogen wurden. Gesucht werden freiraumplanerische Lösungsansätze, die für typische Situationen eine wirksame Verbesserung der Freiräume im Wohnbau bieten.

Freiraumsituation in Wohnbauten der 1920er/30er Jahre

Beispiele dieser Wohnbauten haben oft große durch die Bebauung umschlossene Freiflächen und bieten großzügige Freiraumstrukturen an. In Wien finden sich aber auch viele Beispiele mit sehr kleinen, meist stark beschatteten Höfen. Hochwertige Materialien und klare Strukturen haben sich bis heute bewährt. Die großzügigen Rasenflächen halten dem heutigen Nutzungsdruck allerdings häufig nicht mehr stand und die Angebote im Freiraum werden den Nutzungsansprüchen nicht mehr gerecht. Es sind daher vor allem neue Spiel-, Aufenthalts- und Aktivitätsangebote zu entwickeln.

Freiraumsituation in Wohnbauten der 1950er/60er Jahre

Die Freiflächen der Wohnbauten in Zeilenbauweise der 1950-60er Jahre sind durch die Anordnung der Baukörper häufig als Durchgangsräume oder Abstands-grünflachen gestaltet. Ziel der Freiraumsanierung für diese Epoche ist eine funktionelle Differenzierung in Erschließungszonen, Aktivitäts- und Ruhebereiche sowie eine Differenzierung des Charakters von Teilräumen als intim und offen, als privat oder gemeinschaftlich, öffentlich oder siedlungsöffentlich. Im Hinblick auf den Generationswechsel sollen Kinder und Jugendliche mit ihren Freiraumbedürfnissen berücksichtigt werden. Es sind gezielte Aktivitätsanreize für Erwachsene und ältere Menschen im Freiraum zu setzen. Mitbestimmungsangebote eignen sich für diese Freiraumsituationen.

Freiraumsituation in Wohnbauten der 1970er/80er Jahre

Die Freiflächengestaltung der Wohnbauten der 1970-80er Jahre in Form von Großwohnblöcken zeigt Defizite in der Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität, aber auch in der Wohnatmosphäre. Fehlende Ausstattungselemente der Freiräume der Hochhaussiedlungen sind über Maßnahmen wie z.B. Baumpflanzungen, Schaffung von Sitzmöglichkeiten und klare Aufenthaltsbereiche für unterschiedliche NutzerInnengruppen zu sanieren. Auch ist die Bereitstellung privater oder gemeinschaftlicher Angebote (community gardens, Mietergärten) zu überlegen, um die Identifikation mit dem Freiraum zu stärken. Gezielte Lenkung durch Ausstattungen kann der Siedlung zu mehr Freiraum für alle Altersgruppen verhelfen.
Mittels Prinzipskizzen, Plänen zu Freiraumkonzepten und Fotos werden der Sanierungsbedarf der Freiräume in den Wiener Gemeindebauten und Lösungsansätze, die das räumliche Potenzial nutzen, anschaulich dargestellt.
Fakten
  • Projektträger
    Karin Standler - Technisches Büro für Landschaftsplanung
  • Projektleitung
    Karin Standler
  • unter Mitarbeit von:
    Liz Zimmermann, Gudrun Müller, Johanna Höbinger, Dieta Drack
  • Laufzeit
    März-November 2010
  • Kontakt
    office[at]standler.at
  • Downloads
  • Abstract 90.07 KB
    Projektbericht 21.94 MB