Besiedlungsmonitoring Seestadt Aspern: Fein- und Metaanalysen

Ausgangssituation

Die Besiedlung der Seestadt Aspern ist aufgrund seiner städtebaulichen Dimension ein umfangreiches, komplexes und langfristiges Unterfangen. Nach Abschluss der ersten Besiedelungsphase stellt sich die Frage, wie sich die neu hinzugezogenen Menschen im Stadtteil eingerichtet haben, wie zufrieden sie mit ihrer neuen Wohnung und dem Wohnumfeld sind und wie sie die neu entstehenden sozialen Nachbarschaften erleben. Es geht dabei auch um die Frage, wie der neue Stadtteil als Sozialraum wahrgenommen, bewertet und genutzt bzw. angeeignet wird und wie das soziale Gewebe, das durch die alltäglichen Praktiken der BewohnerInnen und NutzerInnen entsteht, zu charakterisieren ist. Von besonderem Interesse ist, wie sich das Projekt Seestadt Aspern, in das erhebliche und aufwändige stadtplanerische Vorarbeiten und Marketingmaßnahmen geflossen sind, im Vergleich zu anderen Entwicklungsgebieten und aus dem Blickwinkel der Bewohnerinnen und Bewohner darstellt. Zielten die Erhebungen, die in der zweiten Hälfte 2015 im Rahmen des Besiedlungsmonitorings durchgeführt wurde (Online-Befragung, Akteurs- und ExpertInneninterviews, Sozialraumanalysen), auf eine Untersuchung der Sozialstruktur der BewohnerInnenschaft, ihrer Zuzugsmotive und Erwartungen an das Wohnen und den Stadtteil, wie auch auf eine dichte Beschreibung des öffentlichen Raums und seiner Nutzung, biete die seitdem durchgeführten Umfragen und Sozialraumanalysen Gelegenheit für eine vertiefende Auseinandersetzung mit den Themen Wohnzufriedenheit und Sozialraumqualität. Den damit verbundenen Fragen und Herausforderungen für die Stadtteilentwicklung nachzuspüren, bildete den Ausgangspunkt und Auftrag der Studie.

Inhalte und Zielsetzungen

Das Projekt „Besiedlungsmonitoring Seestadt Aspern: Fein- und Metaanalysen“ verbindet zwei Zielsetzungen: Zum einen geht es um die Frage, inwieweit die Seestadt Aspern, im Vergleich zu anderen Wiener Neubau- und Entwicklungsgebieten, als Stadtteil und Sozialraum, einen besonderen Status beanspruchen kann. Zu diesem Zweck wurden die Datensätze der Bevölkerungserhebungen „Leben in Stadterweiterungsgebieten“, die 2016 in der Seestadt und vier anderen Wohngebieten durchgeführt wurde, einer umfassenden vergleichenden Sekundäranalyse unterzogen. Die dabei gewonnenen Ergebnisse bereichern die bereits früher gewonnenen Einsichten und spornen zu einer Überprüfung und Re-Analyse der Ersterhebung an. Die zweite Zielsetzung betrifft die Auseinandersetzung mit der Erzeugung von Urbanität in einem neuen Stadtteil in Stadtrandlage. Zu diesem Zweck wurden ethnographischen Feldstudien und qualitativen Fallanalysen zu (halb-)öffentlichen Räumen durchgeführt. Das Ziel der Forschung besteht auch hier im Zugewinn an neuen bzw. der Differenzierung bestehender Einsichten und Erkenntnisse, sei es in Hinblick auf das spezifische Profil der Seestadt oder die Herausforderungen, mit denen sich Stadtentwicklungsgebiete in Wien heute generell konfrontiert sehen. Durch den vergleichenden Ansatz kommt das Projekt zu Schlussfolgerungen, die über die Momentaufnahme von Befragungen hinausgehen.

Methodische Vorgehensweise

Entsprechend seiner doppelten Zielsetzung verknüpft das Forschungsdesign ein quantitatives und ein qualitatives Arbeitspaket. Das quantitative Modul beruht im Kern auf Sekundäranalysen der von IFES 2016 im Auftrag von MA 18/MA50 unter dem Titel „Leben in Stadterweiterungsgebieten“ (LIS) durchgeführten Bevölkerungsbefragungen in den fünf Stadterweiterungsgebieten Sonnwendviertel, Nordbahnhof, Mautner-Markhof-Gründe, Liesing (Brauerei und Dirmhirngasse) und Seestadt Aspern. Die Analyse beantwortet deskriptive Fragestellungen (bivariate Tabellen, Mittelwertvergleiche, Korrelationen), geht aber auch auf komplexe Themen ein, für die multivariate Analysen erforderlich sind (logistische Regressionen zur Bestimmung der Determinanten von Wohnzufriedenheit, Pfad- bzw. Strukturgleichungsmodelle für die Beziehung von Wohn- und Lebenszufriedenheit). Die Ergebnisse werden mit der Monitoring-Erhebung 2015 im Sinne einer Ergebnisvalidierung und Qualitätskontrolle systematisch abgeglichen, darüber hinaus erden die Daten des Monitoring für ausgewählte Fragestellungen nochmals analysiert. Der qualitative Forschungsteil umfasst Sozialraumanalysen sowie Fallstudien zu (halb-)öffentlichen Räumen. Eine Besonderheit bei den für dieses Projekt durchgeführten Sozialraumanalysen besteht in ihrem stark ethnographischen Ansatz: Um die Nutzung und Aneignung des Stadtteils aus der Alltagsperspektive zu untersuchen, wurde die Forscherin für mehrere Wochen zu einer Bewohnerin der Seestadt.
Fakten
  • Projektträger
    Forschungskooperation
    Institut für Soziologie, Fakultät für Sozialwissenschaften, Universität Wien
    Kompetenzzentrum für Soziale Arbeit der FH Campus Wien
    Stadtteilmanagement Seestadt aspern
  • Projektteam
    Christoph Reinprecht (wissenschaftliche Gesamtleitung)
    Cornelia Dlabaja
    Johannes Kellner
    Katharina Kirsch-Soriano da Silva
    Christoph Stoik
  • Projektlaufzeit
    April-Dezember 2017
  • Downloads
  • Endbericht 4.05 MB
    Kurzfassung 137.52 KB