Architekturtage 2012: „Anders als geWohnt“

Bereits zum sechsten Mal fanden heuer in ganz Österreich und über die Grenzen hinweg die Architekturtage statt. Zwei Tage lang, am 1. und 2. Juni und mancherorts - etwa in Wien auch den ganzen 3.6. - darüber hinaus, waren dabei wieder zahlreiche Architektur-Interessierte in allen Bundesländern unterwegs, um die rund 500 Programmpunkte zu genießen und neue Wohn-Perspektiven zu entdecken.

Die Architekturtage 2012 standen - erstmals - unter einem klaren thematischen Fokus: Unter dem Motto „Anders als geWohnt“ wurde Wohnen dabei aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, neue Wege aufgezeigt und erlebbar, wie unterschiedliche Wohnformen das eigene Wohlbefinden beeinflussen. Denn durch den Pluralismus der Lebenssituationen ist die Architektur heute gefordert, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse zu reagieren und flexible Wohnideen bereit zu stellen. Aktuelle Wohnformen berücksichtigen Nachhaltigkeit, Technik und Ökonomie und bieten etwa Wohnen und Arbeiten unter einem Dach, Generationenwohnen oder Formen des betreuten Wohnens ebenso wie Bauen für die Jugend.

PlanerInnen und NutzerInnen zeigten in direktem Dialog, dass gelungene Architektur einen Wohnbau nicht nur zu einem energieeffizienteren, sondern auch zu einem qualitätvolleren Lebensraum macht.

  • Dornbirn begeisterte BesucherInnen unterschiedlichen Alters mit einem Wohnzimmer auf dem Marktplatz, Veranstaltungen, Interventionen und Ausstellungen. Besonderes Highlight war eine an Gordon Matta-Clark erinnernde Intervention, die durch den Einschnitt in die Fassade die vormals geschützten Räume einer Bankfiliale und einer Table Dance Bar freigab.
  • Die eigens gebaute stattSTUBE in Innsbruck, die bis September als Freiraum ohne Konsumzwang dient, war ein Ort für (Kunst)-Aktionen, Kinderprogramm und Bühne für Konzerte, aber auch Schnittpunkt eines Stadtteilfestes und sorgte so für einen neuen Besucherrekord.
  • Wilhelm Holzbauer und Friedrich Achleitner eröffneten die Architekturtage in Salzburg. Treffpunkt für Diskussionen mit ExpertInnen war das Wohn.info.mobil am Mozartplatz und beim Stadtwerk Lehen. Auch junge Menschen waren aktiv, die im Schulprojekt „dat explores supertex“ Stadtmöbel schufen.
  • In Steyr wurde der Ennskai in ein öffentliches Wohnzimmer mit Kinderprogramm, Kunstinterventionen und Vorträgen verwandelt. Und in Linz zog die Wohnskulptur der niederländischen Architektengruppe REFUNC zahlreiche Architektur-Begeisterte in den öffentlichen Raum.
  • Mit der Eröffnung der „Hausnummer 180“, einem Projekt der TU Graz, starteten die Architekturtage in der Steiermark bereits am 24. Mai. Reges Interesse gab es auch am abwechslungsreichen Programm der Architekturbüros sowie an den Bustouren zu preisgekrönten Wohnbauten und in die Kulturhauptstadt Maribor.
  • Ein Baumhaus in Horn, Touren zu offenen Wohnbauten, Spaziergänge durch Klosterneuburg und Krems und der Architekturlinienbus, der heuer über die Landesgrenze nach Znojmo führte, waren Highlights in Niederösterreich. Spezielle Kinderveranstaltungen in Waidhofen/Thaya und Purgstall begeisterten zudem das junge Publikum.
  • Gemeinsam mit dem Hisa arhitekture wurde in Kärnten eine abwechslungsreiche Entdeckungsfahrt zu verschiedenen Gebäuden ins Nachbarland Slowenien organisiert. Beim Bildwettbewerb „anders als geWohnt“ ließen sich über 200 TeilnehmerInnen anregen, den eigenen Wohnraum durchs Objektiv genauer zu betrachten.
  • Auch im Burgenland bilanzierte man höchst erfreut: Von den verschiedenen Architektur Visiten mit fachkundiger Begleitung über die Bustour ins Mittelburgenland bis zur Wanderung von Winden nach Jois, wurden die Programmpunkte mit großer Begeisterung aufgenommen.
  • Die Wiener Architekturtage feierten ihren Auftakt mit zahlreichen Interessierten im ehemaligen Etablissement Gschwandner. Besonders groß war am Freitag und Samstag der Ansturm auf die Thementouren mit Bus, Fahrrad oder zu Fuß, die das Thema Wohnen auf vielfältige Weise unter die Lupe nahmen. Der Sonntag bot die Möglichkeit sich vor Ort vom Werden der neuen Seestadt Aspern zu informieren.

Die Architekturtage 2012 in Wien

Traditionell das umfangreichste Angebot an Veranstaltungen rund um Architektur- und Baukulturvermittlung boten die Architekturtage in Wien. Kuratiert, organisiert und durchgefuhrt wurden die Architekturtage 2012 in Wien in bewahrter Weise von der Österreichischen Gesellschaft fur Architektur (OGFA).

Wohnen in der Stadt bedeutet eine flexible Vernetzung von vielfaltigen Funktionen innerhalb und auserhalb der eigenen vier Wände. In allen Abstufungen zwischen intim - privat - gemeinschaftlich - öffentlich - repräsentativ wurde ein "erweiterter Wohnbegriff" untersucht.

Die Architekturtage 2012 luden ein, die eigenen gewohnten Vorstellungen von Wohnen durch neue Facetten zu erweitern. Das Veranstaltungsprogramm prasentierte innovative Wohnformen, ruckte wichtige, aber auch außergewöhnliche Aspekte des Wohnens in den Fokus und beleuchtete Zusammenhänge und Hintergründe von der Haustechnik bis zur Stadtentwicklung. Neue, bemerkenswerte Bauten wurden begehbar, begreifbar und erlebbar. Raume, die Privatpersonen sonst verschlossen bleiben, öffneten sich und PlanerInnen und NutzerInnen luden zum Besuch und Dialog ein.

Wie individuell kann Wohnen im geförderten Wohnbau sein? Wo wohnen "Moderne Nomaden"? Wie können Wohnen und Arbeiten kreativ kombiniert werden? Muss meine letzte Wohnung ein Krankenzimmer sein? Welche öffentlichen Räume nutzen Menschen als "zweites Wohnzimmer"? Mit Touren zu Fuß oder im Bus wurden am 1., 2. und 3. Juni aktuelle Themen des Wohnens aufgegriffen.

Das breite Angebot fur die Vermittlung von Wiener Wohnbauinhalten bestand dabei aus folgenden unterschiedlichen Programmformaten: offene Gebäude und Baustellen, geführte (Themen-)Touren (zu Fuß, mit dem Bus oder dem Fahrrad), Kinder und Jugendangebote, Grätzeltouren, offene Ateliers sowie Vorträge und Diskurse.

Wie auch in den vergangenen Jahren wurden in Zusammenarbeit mit den Wiener Gebietsbetreuungen Spaziergänge in fast allen Wiener Bezirken angeboten, die einzelne herausragende Gebäude, aber auch städteplanerische Aspekte behandelten.

Fokus neue Stadtquartiere

Die Bevölkerung Wiens wächst, und pro Jahr werden tausende neue Wohnungen benötigt. Gerade wegen dieses hohen Produktionsdruckes sind Fragen nach den Zielen und Visionen virulent - die neuen Stadtquartiere werden die Lebensqualität in Wien und das Gesicht der Stadt nachhaltig beeinflussen.

Seestadt Aspern

Die Prozesse der Stadtwerdung und die Bereitstellung der Infrastrukturen sind auch in der gewachsenen Stadt ständig in Entwicklung. Außergewöhnlich ist es aber, wenn man im größten Stadterweiterungsgebiet Wiens miterleben kann, wie - im wörtlichen wie im ubertragenen Sinn - der Boden fur das zukünftige Wohnen bereitet wird. Veranstaltungen der Architekturtage 2012 widmeten sich eigens dem zukünftigen Wohnen in der Seestadt Aspern. Führungen über das Baustellen-Gelände zeigten den Stand der Dinge: das aspern IQ, die Baustelle der U2-Station, die Mikrohäuser der PROGREENcity, das FLEDERHAUS und die Geothermie-Station. Sprungbrett aspern zeigte wie Ökodorf-Visionen Praxis werden können, Gartenpolylog machte Lust auf "Urban Gardening" und die Baugruppen stellten sich mit ihren Seestadt-Projekten vor.

Kagraner Spange

Das neue Stadtviertel in der Donaustadt entsteht im Zuge der U1-Verlängerung und soll mit viel Grün und autofreien Flächen, die an alte Ortskerne erinnern, einen Übergang zwischen städtischem und dörflichem Charakter schaffen.

Areal Nordbahnhof

Der Nordbahnhof im 2. Wiener Gemeindebezirk ist eine der größten und bedeutendsten innerstädtischen Entwicklungszonen Wiens. In den 1990er-Jahren entstand ein städtebauliches Leitbild fur eine nachhaltige Entwicklung des Areals, die festgeschriebenen Grundsätze schaffen die Voraussetzungen für eine beispielhafte Stadtteilentwicklung. Die Bebauung des 75 Hektar großen Geländes mit circa 10.000 Wohnungen und 20.000 Arbeitsplätzen inklusive Folgeeinrichtungen ist in Etappen bis circa 2025 vorgesehen.
Fakten
  • Projektträger
    Verein Architekturtage
  • Projekt Partner
    ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND
    ArchitekturHaus Kärnten
    ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich
    afo architekturforum oberösterreich
    INITIATIVE ARCHITEKTUR salzburg
    HDA Haus der Architektur Graz
    aut. architektur und tirol
    vai Vorarlberger Architektur Institut
    ÖGFA - Österreichische Gesellschaft für Architektur, in Kooperation mit
    Architekturzentrum USTARCH SAV, Bratislava
    Az W - Architekturzentrum Wien

    In Zusammenarbeit mit den Länderkammern der Architekten und Ingenieurkonsulenten
  • Projektorganisation
    art:phalanx, Kunst- und Kommunikationsbüro
  • AnsprechpartnerInnen
    Sabina Riss /Projektleitung
    Marlies Marbler /Projektassistenz
    Anna Resch /Presse und PR
  • Laufzeit
    01. - 02. Juni 2012
  • Kontakt
    office[at]architekturtage.at
  • Downloads
  • Abstract 43.54 KB
    Projektbericht 5.06 MB