Neues fürs Altwerden - Integration seniorengerechter Wohnangebote in den geförderten Wiener Wohnbau

Die Zahl der Älteren in Wien nimmt zu. Gleichzeitig differenziert sich die Gruppe der Älteren immer mehr, je nach Lebensalter, finanziellen Möglichkeiten und Gesundheitszustand sind die Lebensstile und Bedürfnisse von SeniorInnen sehr unterschiedlich. Aufgrund demografischer Veränderungen nimmt die Zahl der Verwandtschaftsbeziehungen tendenziell ab. Die Zeitspanne des Altseins wird zwar länger, die Zeit der Pflegebedürftigkeit aber tendenziell kürzer, da der allgemeine Gesundheitszustand alter Menschen besser ist. Diese und weitere Faktoren wirken sich auch auf die Wohnbedürfnisse aus.

95% der SeniorInnen wohnen in der eigenen Wohnung (bzw. der der Kinder). Dies ist nicht nur die weitest verbreitete, sondern auch die favorisierte Wohnform.

Der überwiegende Teil der SeniorInnen braucht Hilfen nur in geringem Umfang. Vielerlei technische Hilfsmittel und Serviceangebote erübrigen früher nötige Hilfsdienste. Für die Wohnzufriedenheit im Alter sind Sicherheit und Komfort der Wohnung und Wohnumgebung, vor allem aber soziale Kontakte im direkten Umfeld wichtig, die das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Gebrauchtwerden vermitteln.

Dem steht derzeit ein zwar umfangreiches, umfassendes aber eher paterna-listisches, teures System der Versorgung mit Wohn-/Pflegeeinrichtungen gegenüber, das relativ wenige Angebotsformen zur Auswahl stellt. Sowohl Pflegeheime als auch die Wiener Pensionistenhäuser haben überwiegend sehr große Einrichtungen, die stark fremdbestimmte, einheitliche Formen der Beherbergung bieten. Sie sind überwiegend räumlich getrennt von normalen Wohnanlagen und stark auf Pflege und Versorgung konzentriert.

Demgemäß sind viele SeniorInnen in Wohnheimen und Geriatriezentren, bezogen auf Ihre Hilfs- oder Pflegebedürftigkeit, überversorgt. Dies ist nicht nur teuer, sondern fördert auch den Abbau von eigentlich noch vorhandenen Fähigkeiten bei den alten Menschen. Die Selbstbestimmtheit wird zudem mehr als nötig beschnitten, und besonders jüngere SeniorInnen, die frühzeitig ein geeignetes Umfeld zum Altwerden suchen, finden kein ihren Bedürfnissen entsprechendes Angebot. Das Einzugsalter bei den bestehenden Institutionen ist dementsprechend hoch.

Um den Bedürfnissen der im Wandel befindlichen älteren Bevölkerung gerecht zu werden, bedarf es deshalb neuer Wohnangebote, die zwischen dem separierten, unabhängigem Wohnen und dem stark fremdbestimmten, umsorgten Wohnen weitere Wahlmöglichkeiten eröffnen. Ziel sollte sein, diese Angebote in den normalen Wohnungsbau zu integrieren und so durch Aktivierung, Selbst- und Nachbarschaftshilfe im Wohnumfeld den Zeitpunkt, zu dem institutionelle Hilfe benötigt wird, nach hinten zu verschieben.

In den vergangenen zehn Jahren wurden bislang nur zögerlich Versuche unternommen, neue, mehr am Wohnen denn an der Pflege orientierte Angebote für die ältere Bevölkerung Wiens zu schaffen - mit unterschiedlichem Erfolg. Diese Projekte wurden im Rahmen dieses Wohnbauforschungsvorhabens einer genauen Betrachtung ihrer Entstehungs- und Nutzungsgeschichte unterzogen, um zu erfahren, welche Hinweise für zukünftige Projekte sich daraus gewinnen lassen, und wie von Seiten der Wohnbaupolitik die Entstehung vielfältiger Altenwohnangebote unterstützt werden kann.

Eine Unterscheidung der neu entstandenen und entstehenden Projekte in drei Kategorien hat sich dabei als sinnvoll ergeben: differenzierte, integrative Pflegeheime, Kooperationen mit Anbietern aus der Altenhilfe auf Ebene von Wohnhausanlagen und auf Nachbarschaftshilfe und Mitbestimmung basierende Wohnprojekte.

Um die Angebotspalette altengerechter Wohnformen zu verbreitern, müssen zwei bisher weitgehend getrennte Fachbereiche betrachtet und in engeren Kontakt gebracht werden: der Bereich der Wohnungsversorgung, und zwar Projektentwicklung, Bau, Umbau und Betrieb von Wohnungen und Wohnhausanlagen umfassend, und der Bereich der sozialen und gesundheitlichen Betreuung, Pflege und Aktivierung älterer Menschen.

Dafür bedarf es der Aufbereitung und Verbreitung des Erfahrungswissens, der Schaffung von Knotenpunkten für ein innovatives Netzwerk und der Koordination und Förderung innovativer Ansätze im altengerechten Wohnbau.
Fakten
  • Projektträger
    raum & kommunikation Korab KEG
  • Projektleitung/Bearbeiter
    Annika Schönfeld
    Teresa Lukas
  • Laufzeit
    April bis Dezember 2008
  • Kontakt
    office[at]raum-komm.at
  • Downloads
  • Abstract 51.05 KB
    Projektbericht 3.64 MB